93. Protestwanderung

 

Schweinrich  Neujahr 2005

 

Andacht

Pfarrer Werner Liedke, Germendorf

 

 

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter für eine freie Heide!

 

Danke für die Einladung. Ich werde mich bemühen mich kurz zu fassen, denn nicht alle haben einen Sitzplatz gefunden, und kalt ist es außerdem.

Der Baum, der Weihnachtsbaum sagt’s an, zeigt es, dass Weihnachten hinter uns liegt. Für viele ging es an diesem Fest um die Frage: Gans oder Ente; Kiefer oder Fichte –  diese Fragen sind entschieden. Aber für manche ging es auch um die Frage: Krieg oder Frieden. Denn zu Weihnachten wird ja verkündet: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.“ Und unser Herr Jesus Christus hat immer gegrüßt mit: „Friede sei mit Euch“. Zu Weihnachten haben wir Geburtstag gefeiert, Geburtstag unseres Herrn Jesus Christus. Und wir Pfarrer müssen uns jedes Jahr etwas neues ausdenken, alle Jahre wieder zu dem selben Ereignis. Und dabei ist mir durch den Sinn gegangen, dass Geburt eigentlich etwas sehr Abenteuerliches ist. Wir alle sind geboren worden. Und das heißt, wir alle haben uns, weil wir geboren wurden, sehr wenig aussuchen können. Keiner konnte sich den Zeitpunkt seiner Geburt aussuchen. Und ich meine, es ist ein Unterschied, ob jemand zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts geboren wurde und damit zwei große Kriege miterleben musste oder ob er am Ende des vergangenen Jahrhunderts geboren wurde und keine Kriege miterlebte. Keiner konnte sich den Ort seiner Geburt aussuchen; keiner wurde gefragt, ob er als Junge oder als Mädchen zur Welt kommen möchte; als Weißer oder als Farbiger; als Europäer oder als Asiat. Wir mussten das hinnehmen und mussten damit fertig werden. Und vielleicht merken Sie, dass Sie sich alle sehr sehr wenig aussuchen konnten. Wir können uns auch nicht aussuchen, was da von oben kommt; Schnee oder Regen; Gott sei Dank, können wir uns das noch nicht aussuchen. Aber wir können mitbestimmen, was da oben fliegt; Schmetterlinge oder Singvögel oder Bomber. Wo gehobelt wird, fallen Späne, daran haben wir uns gewöhnt. Aber wo Kampfflugzeuge üben, fallen Bomben und daran wollen wir uns nicht gewöhnen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag erreichte uns die Botschaft von der großen Flut. Keiner von uns kann sich vorstellen, was das bedeutet, 150 000 Tote.

Und zerstörte Häuser. Manche fragen: „Warum lässt Gott das zu?“ Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass er manche Konsequenzen zulässt und in dem Buch, das da auf den Altar liegt steht: „Irret Euch nicht. Gott lässt sich nicht spotten. Was der Mensch sät, das muss er ernten“. Gott lässt also manche Konsequenzen aus dem Fehlverhalten zu. In den Nachrichten, die Sie ja auch alle gesehen haben, oder gehört haben, konnten wir erfahren, Menschen hätten in Sicherheit gebracht werden können, wenn man sie rechtzeitig vor der Flutwelle gewarnt hätte. Erdbeben, Seebeben entstehen plötzlich. Da gibt es wenig Chancen vor zu warnen, rechtzeitig. Aber die Welle, die durch ein Seebeben ausgelöst wird, braucht ihre Zeit, um das Ufer zu erreichen. Und wenn da rechtzeitig ein Frühwarnsystem funktioniert hätte, hätten die meisten Menschen gerettet werden können. Aber da sagte jemand, so ein Neunmalkluger, so ein Frühwarnsystem kostet Geld. Ja, das weiß doch jeder, dass so ein System Geld kostet. Und das Geld ist dafür da, um es dafür zu investieren in das Frühwarnsystem. Aber jeder von uns weiß, wohin das meiste Geld geschleust wird, wofür es ausgegeben wird: für die Rüstung, für die Bomben. Und jeder von uns weiß, dass man Bomben nicht nur hier ausprobiert, oder ausprobieren möchte, sondern, dass man Bomben, die keine sind, sondern nur so genannt werden, ausprobiert hat überirdisch und unterirdisch und auch im Meer. Und wie sich das auswirkt, diese radioaktiven Tests im Meer, kann noch keiner sagen. Wie das die Erde belastet, kann noch keiner sagen. Aber Folgen hat das gewiss. In diesem alten Buch, das da auf dem Altar liegt, steht drin: „Wer leben möchte und gute Tage sehen, der ...“ – bevor ich sage, was der machen muss, sage ich, das möchten wir doch wohl alle, leben und gute Tage sehen 2005, das möchten wir doch wohl alle, wenn wir heute den Neujahrstag haben, dass das Jahr gut verläuft für uns, in dem Wort, das da in dem alten Buch steht, heißt es: „Wer leben will und gute Tage sehen, der suche den Frieden und jage ihm nach.“ Das heißt, wer Frieden will, und das wollen wir ja wohl alle, sonst wären wir nicht hierher gekommen, der braucht Ausdauer. Der muss auf die Suche gehen, und der wird auch finden. Der muss die Ausdauer eines Jägers entwickeln, das Ziel nicht aus dem Auge verlieren. In der Rüstung von der ich sprach, hat man den „Jäger 90“ entwickelt. Mit ihm ist man dem Frieden nicht näher gekommen. Hier verlanget sind die Jäger 2005 und Sie und wir werden dem Frieden näher kommen. Amen.