Ostermarsch 2007
Fretzdorf
8.04.2007
Träger
der Carl von Ossietzky Medaille 2006
Liebe Friedensfreundinnen und
Friedensfreunde,
damit ich nicht missverstanden
werde, zur Anrede gleich vorweg: Ich werde die diskriminierungsfreie Variante
verwenden, also z.B. immer meine Kameraden beiderlei Geschlechts meinen, wenn
ich von Soldaten spreche, oder etwa die Bundeskanzlerin nicht verschonen, wenn
ich mahne, dass eigentlich auch die Politiker an Recht und Gesetz gebunden wären,
was diese so offenbar nicht immer akzeptieren. In diesem Sinne:
Vielen Dank, liebe Freunde, vor
allem an Sie, Herr Benedikt Schirge, für die Einladung und an Sie alle für Ihr
Engagement für den Frieden und schon im voraus für Ihr offenes Ohr. Es wird Sie
nicht langweilen zu erfahren, wie unsere Mächtigen versuchen, das Recht quasi
abzuschaffen. Und ich hoffe, es wird Sie auch weder kalt noch stumm lassen.
Ich spreche hier zwar nicht als
Major der Bundeswehr, sondern nur privat, dennoch bin ich hier sozusagen auch
auf Befehl des sogenannten Verteidigungsministeriums. Ich werde das noch erklären.
Sie alle wissen, dass der Irak-Krieg
kein Krieg gegen den Terror ist, dass Saddam Hussein zwar ein Diktator war,
aber nichts mit Al Qaida und nichts mit dem 11. September 2001 zu tun hatte. Viele Menschen waren gegen
diesen erlogenen Krieg so sehr wie der damalige Papst. Auch der damalige
CIA-Chef, George Tenet, hat ausgesagt, dass der Irak keine Bedrohung mehr
gewesen sei - weder für die Nachbarländer noch für die USA. Der damalige
Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, hat unverblümt
ausgesprochen, was in der UNO alle wussten: Dieser Krieg war ein Bruch der
Charta der Vereinten Nationen. Ich brauche die Verlogenheit der Kriegsgründe
hier wohl nicht näher auszuführen. Es gibt inzwischen in Deutschland keinen
einzigen ernst zu nehmenden Völkerrechtler mehr, der behaupten würde, dieser
Krieg sei kein Bruch des Völkerrechts. Schon zu Kriegsbeginn war dies
bekanntlich auch die in den Medien veröffentlichte herrschende juristische
Meinung in Deutschland.
An einem Verbrechen darf sich
eigentlich kein Soldat und keine Regierung beteiligen. Also hat Herr Schröder
zur Unwahrheit gegriffen, öffentlich die Devise ausgegeben, solche
Schweinereien seien “mit uns nicht zu machen”, wir beteiligten uns daran nicht.
Auch meine damaligen Vorgesetzten erklärten mir, z.T. ganz offen, dass es sich
natürlich um ein Verbrechen handele, an dem die Bundeswehr sich aber nicht
beteilige. Diese Art von Wahrheit gilt im Kern noch heute, wenn etwa behauptet
wird, wir seien nicht nur am Irak-Krieg, auch an dem bewaffneten Konflikt in
Afghanistan in keiner Weise beteiligt.
Der Rest der Geschichte bis zum
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 21.06.2005 ist schnell erzählt:
Nachdem ich diese gepflegte Lüge nicht bereit war mitzutragen, auch meine
indirekte Mitwirkung am verlogenen Friedensbruch in jeder Hinsicht ablehne,
musste erst ein oberstes Bundesgericht der politischen und militärischen Führung
bescheinigen, dass Deutschland mit der in der Tat geleisteten Hilfe nicht, wie
behauptet, “unbeteiligt” war, sondern beteiligt ist. Letztinstanzlich, in einem
Rechtsstaat somit eigentlich verbindlich, wurde insbesondere entschieden, dass
ich ein Gewissen hatte, haben durfte und dass diese Entscheidung Vorrang hat,
auch wenn die Bundeswehr dadurch nicht mehr in der Lage sein sollte, weitere
Beihilfe zu leisten.
Am Rande wurde noch betont, dass
mein Gewissen schon deshalb gut nachvollziehbar war, weil die übrige
Rechtslage, also die Frage, ob dies ein Fall von Verteidigung oder ein völkerrechtliches
Delikt war, genauso zu bewerten gewesen wäre, worüber jedoch wegen der
Nachvollziehbarkeit meines Gewissens formal gar nicht zu beschließen war. Damit
wurde aber nur die ohnehin bestehende herrschende juristische Meinung
untermauert.
Wer nun glaubt, dieser Freispruch
sozusagen “erster Klasse” sei der Sieg für den Frieden in diesem Kampf zwischen
Krieg und Frieden, bzw. zwischen Macht und Recht gewesen, der kennt
hartgesottene Verbrecher, die solche Kriege durchsetzen und dennoch - auch mit
der Hilfe der Bundeswehr - führen wollen, schlecht. Ich unterstelle dabei natürlich,
dass nicht alle auf die sexy Kriegsargumente nur hereingefallen sind, sondern
dass es auch Leute gab, ich nenne sie übrigens nicht Politiker, sondern
Verbrecher, die genau wussten, dass sich die Juristen nicht alle irrten und
dass es sich in der Tat um Rechtsbruch und Zweck-Lügen handelte. Ich
unterstelle übrigens auch meinen damaligen Vorgesetzten, dass diese zumindest
wussten, zu welchem Ergebnis ich kommen werde, wenn ich wie gesetzlich
vorgeschrieben, die mir erteilten Befehle dahingehend prüfe, ob ich mich an
Verbrechen beteilige. Mir wurde nämlich damals verboten, dies weiter zu
hinterfragen. Ich sollte nur noch tun, was man von nun an von mir verlange, die
Gesetze nicht berücksichtigen. Das hätte man mir ja nicht befohlen, wenn man
der Meinung gewesen wäre, der Irak-Krieg sei rechtmäßig.
Es gibt also beweisbar Leute, die
das Verbot der Beteiligung an Angriffskriegen, zumindest den § 5
Wehrstrafgesetz, der auch das Wegsehen nicht erlaubt, nicht respektieren, die
sogar rechtswidrig Druck ausübten, um mich zum Gehorsam zu bewegen. Leider muss
ich aus Erfahrung sagen: In der Regel gelingen solche Versuche, weil ein
normaler Soldat so etwas beim ersten Mal, wenn er mit solchen Vorgesetzten
konfrontiert wird, derartige Dreistigkeit gar nicht verdaut. Bei mir hat es
allerdings nicht geholfen. Ich wurde als Soldat ausgebildet, Verbrechern nicht
zu gehorchen und Druck auszuhalten.
Das sogenannte Bundesministerium der
Verteidigung, das schon lange nicht mehr nur verteidigt, ist diesbezüglich
heute nicht viel besser. Lassen Sie mich, liebe Friedensfreunde, hier im
Klartext schildern, was zur Zeit leider Sache ist. Ich will die nächste
Straftat auch beim Namen nennen:
Das Ministerium ist sich nicht zu
schade, die Bindung an Recht und Gesetz auch in Bezug auf die Gültigkeit des
Urteils aufzugeben. Sie behaupten einfach, das Urteil gelte inhaltlich nicht,
ich hätte keine zulässige Gewissensentscheidung gegen die ungesetzliche
Beihilfe getroffen. Sie bestehen auf dem Vorrang dessen, was sie Loyalität
nennen, und meinen offenbar Kadavergehorsam auch im Fall solch klarer Delikte.
Dazu muss man wissen: Selbst wenn das Erfinden von Lügen und das Töten von mehr
als einer halben Million unschuldiger Menschen als gut zu bewerten wäre, z.B.
wenn es wie reine Erdbebenhilfe wäre, selbst dann wäre meine
Gewissensentscheidung nach dem Gerichtsbeschluss in einem echten Rechtsstaat
verbindlich. Dass mein Gewissen zu respektieren ist, dass ich deshalb nicht
schwer benachteiligt werden darf, ist sozusagen jetzt “Gesetz”. Wer das
verhindern hätte wollen, hätte mir nur einen triftigen Grund für die Rechtmäßigkeit
des Krieges nennen oder mich vor dem Prozess, wie von mir erbeten, von meinem
Auftrag freistellen müssen. Das wollte oder konnte man aber nicht.
Die Bundeswehr stört die Zuständigkeit
des Bundesverwaltungsgerichts, wenn solche Fragen nicht einvernehmlich geklärt
werden können, aber offenbar wenig. Die Führung sagt, anstatt meine
Gewissensentscheidung anzuerkennen, sogar, dass Soldaten wie ich im Fall von
Angriffskriegen gezwungen werden sollten, daran unter Bruch des Grundgesetzes
mitzuwirken. Obwohl das Bundesverwaltungsgericht ausdrücklich festgestellt hat,
dass nicht nur die Vorbereitung, sondern auch die Führung und das Mitwirken an
Angriffskriegen nach dem § 80 Strafgesetzbuch verboten ist, fordert die
Bundeswehr zum Ignorieren des Rechts auf, bestreitet die Verpflichtung zur
Mitwirkung an der Friedenswahrung ganz allgemein nach dem Grundgesetz und dem §
80 StGB.
Ich zitiere aus dem Papier “Hinweise
für Rechtsberater und Rechtslehrer - Umgang mit Soldaten und Soldatinnen, die
aus Gewissensgründen Befehle nicht befolgen wollen”:
“Zwar gehört das allgemeine
Gewaltverbot als unabdingbare zwingende Völkerrechtsnorm zu den allgemeinen
Regeln des Völkerrechts. Es ist aber für die rechtliche Bewertung des
Verhaltens einzelner an einem Einsatz beteiligter Soldaten und Soldatinnen
ebenso wenig von Bedeutung wie die zu seiner Durchsetzung bestimmten
innerstaatlichen Normen (Art. 26 GG und § 80 StGB). Nur wer Einfluss auf die
politische Willensbildung hat, kann gegen das allgemeine Gewaltverbot verstoßen.” Zitat Ende.
Im Klartext heisst das nicht nur:
“Dass dieser Major ein Gewissen hatte, interessiert uns nicht!”, sondern sogar:
“Vergesst bitte den Vorrang des Völkerrechts, das Angriffsverbot des
Grundgesetzes und das Strafgesetzbuch.” Die Bindung an Recht und Gesetz will
man nun auf einmal offenbar nicht mehr sehen, nur weil die Politik keinen Wert
mehr auf gesicherte Verteidigung und Entspannung legt, sondern auf gesicherte
Eingreiffähigkeit. Nur die Verteidigung ist aber durch das Völkerrecht gedeckt.
Offenbar will man sich auch
Angriffskriege vorbehalten. Ansonsten hätten die Hinweise für die
Rechtsgelehrten in wenigen Sätzen abgehandelt werden können: “Ernsthafte,
unwiderlegbare Gewissensentscheidungen sind ohne Wenn und Aber zu respektieren.
Im Fall von Verstößen gegen Art. 26 GG bedarf es im übrigen keiner Prüfung, ob
die Befehle auch strafrechtswidrig sind, weil Grundgesetz und Völkerrecht
Vorrang haben. Nach einer entsprechenden Meldung eines Untergebenen dürfen die
diesbezüglich erteilten Befehle somit keinesfalls durchgesetzt werden, sind
vielmehr unverzüglich insgesamt zu widerrufen.” So etwas steht nicht in dem
Papier, das ich zum Beleg gleich übergeben werde.
Zum Schluss will ich aber noch auf
zwei erfreuliche Dinge hinweisen:
Erstens haben die Verfasser der ominösen Anleitung zur Mitwirkung auch an
ungesetzlichen Kriegen eine Ausnahme zugelassen, die es jedem Soldaten ermöglicht,
sich Verstößen gegen den Art. 26 des Grundgesetzes doch zu entziehen. Wer nämlich
“Einfluss auf die politische Willensbildung hat”, der ist laut dem Papier an
Recht und Gesetz umfassend gebunden.
Man muss als Soldat also nur
Einfluss auf die Politik und die Öffentlichkeit nehmen, sich gesetzestreu zu
verhalten. Schon ist man verpflichtet, das Grundgesetz und das Strafgesetzbuch
zu respektieren. Wie schön. Jeder hat zwar als Wähler Einfluss, das ist aber
wohl nicht gemeint. Lassen Sie mich daher sehr deutlich Einfluss nehmen auf die
Öffentlichkeit und unsere Politiker - ich rufe somit quasi auf Anraten des
Ministeriums auf:
Liebe Freunde: Erzählen Sie bitte
weiter, dass die Bundeswehr trotz der Auflage, meine Gewissensentscheidung
gegen den ungesetzlichen Krieg im Irak hinzunehmen, nun auch diesbezüglich
Recht bricht und das Gericht missachtet. Erklären Sie Ihren Nachbarn und
Freunden, dass die Bundeswehr, statt mich zu rehabilitieren, inzwischen, sogar
ganz ohne ein Gericht einzuschalten, mir wegen der Anerkennung meiner
Gewissensgründe eine lebenslange Beförderungssperre erteilt hat mit der Begründung,
ich sei nicht mehr uneingeschränkt verwendungsfähig. Wie wahr! Weder für Mord,
noch für Totschlag oder auch Folter leiste ich so bereitwillig Beihilfe wie das
von mir erwartet wird. Sie helfen dadurch mit, dass das öffentliche Interesse,
die Bundeswehr wieder an Recht und Gesetz zu binden, gestärkt wird und die Maßregelung
des Rechtsbruchs näher rückt. Stellen Sie auch Ihren Abgeordneten die Frage,
warum nur Bürger wie Sie und ich an Recht und Gesetz gebunden sein sollen, die
Mächtigen bei uns aber scheinbar nicht. Wählen Sie vor allem nur eine Partei,
die die Rechtsbindung der staatlichen Gewalt anerkennt und sich unmissverständlich
zur Friedenspflicht bekennt, von verlogenen Kriegen klar distanziert.
Liebe Kameraden in der Bundeswehr:
Verweigern Sie den Gehorsam, wenn Sie bemerken, dass Sie für Verbrechen benützt
werden wie Angriffs- oder Atomkrieg. Informieren Sie darüber die Öffentlichkeit,
z.B. das DARMSTÄDTER SIGNAL, das mir bereits sehr geholfen hat. Glauben Sie nicht der Anstiftung zu
Verbrechen, auch nicht der Irreführung, Ihre Vorgesetzten könnten Sie von den
Auflagen des Völkerrechts entbinden. Denken Sie an die Zeit danach, z.B. an die
Nürnberger Prozesse.
Ich finde, es wäre für Deutschland
und sein Ansehen in der Welt besser gewesen, wenn die Politik, konkret die
Exekutive, die ja die Befehle zunächst erteilt, sich von Anfang an (ihr Wahlversprechen
einlösend) konsequent gegen den Krieg gewehrt hätte, so wie dies das
Bundesverwaltungsgericht, also die Justiz, bisher konsequent und mutig getan
hat, oder wenn zumindest die Soldaten an der Spitze der Bundeswehr, ihrem
Gewissen folgend, nicht herumgeeiert und sich blamiert, sondern getreu dem
Gesetz den Gehorsam verweigert hätten. Wer kann Respekt haben vor Leuten, die
selbst sagen, es handele sich um einen ungesetzlichen Einmarsch, die z.T.
selbst von Verbrechen reden, die dann, wenn sie erkennen, dass ihnen und ihren
Untergebenen aber doch eine Beteiligung abverlangt wird, dann aber nur
schweigen oder selbst zum Schweigen anstiften? Wer kann Respekt haben vor
Leuten, die Rechtstreue und Ehrlichkeit als Grundpflichten Anderen abverlangen,
sich aber selbst z.T. derart rechtswidrig verhalten? Es hat meiner Meinung nach
unserem Volk großen Schaden zugefügt, dass wir der Bush-Administration nicht
deutlichere Grenzen gesetzt haben.
Auch die Vereinten Nationen wurden
schwer beschädigt, Weltkrieg und Terror sind drohender geworden.
Auch die NATO wurde weiter beschädigt.
Sie war einmal ein Verteidigungsbündnis mit Konsensprinzip. Heute gehören
unsere Tornados zu einer NATO, die den zweifelhaften Ruf eines weltweiten
Angriffsbündnisses auf freiwilliger Basis hat - leider nicht ganz zu Unrecht.
Die NATO hat im Irak-Krieg nämlich massiv geholfen. Mit einem reinen
Verteidigungsauftrag ist die Mithilfe bei der Bekämpfung Aufständischer, die
zuvor eher Freunde, jedenfalls keine Terroristen waren, die durch die USA und
die NATO zu Feinden wurden, wie leider inzwischen auch in Afghanistan, bestimmt
nicht vereinbar. Der Artikel 3 des NATO-Vertrags hat einmal das genaue
Gegenteil der heute von niemandem mehr wirksam bestreitbaren Eskalationspraxis
beinhaltet und richtete sich auf die Verhinderung dessen, was wir heute
erleben. Ich hoffe, das Bundesverfassungsgericht findet diesbezüglich klare
Worte und keine juristische Umschreibung der Pflicht zur Teilnahme auch an
solchen Kriegen.
Lösen können wir dieses Problem m.E.
aber nur, wenn es uns gelingt, den Verantwortlichen ganz oben das Geständnis zu
entlocken, dass mit Folter und Angriff nur der Ausstoß von schädlichen Gasen
befördert wird, während seit der Übernahme der Verantwortung der NATO in
Afghanistan die Selbstmordattentäter stark zunehmen.
Die Politik des selbstgemachten
Terrors wird versagen. Die vor allem gegen die Bevölkerung gerichtete Taktik
der USA, die diese “shock and awe”, also “Furcht und Schrecken” nennen, ist
weder rechtlich noch moralisch geeignet, zum “final victory”, dem “Endsieg”, zu
führen. Solche Worte, wie auch die National Security Strategy, die fordert, die
Gunst der Stunde zu nutzen, sich den Erdkreis untertan zu machen, erinnern nur
an ähnliche Phrasen, die wir in der Vergangenheit schon zu Ohren bekamen. Nun
sehen die USA allmählich selbst, wie ihre Macht schwindet, der islamische
Fundamentalismus erstarkt und sich formiert. Wir sehen wie unsere Rechte immer
mehr mit Füßen getreten werden, nicht nur durch Folterflüge, schon an den Mühen,
eine Flasche Apfelsaft in ein Flugzeug mitzunehmen, über dessen Abschuss wir
inzwischen sogar diskutieren. Sogar Atomkrieg wird neu angedacht. Ich will
darauf hier nicht weiter eingehen. Jedem wird aber allmählich bewusst werden:
Etwas Positives hat dieser archaische Militarismus bisher nicht gebracht und
die unilaterale Welt, von der manch Mächtiger träumt, ist kein angenehmer Ort.
So weit wird es aber - mit Ihrer und mit Gottes Hilfe - hoffentlich nicht
kommen. Lassen Sie uns für andere Ziele als die Weltherrschaft eintreten, die
selbst dem GröFaZ nicht gelungen ist, nämlich für gleiche Rechte, gleiche
Pflichten, gleiche Chancen, ehrliche Geschäfte, für einen freundschaftlichen
Dialog der Kulturen, für den Frieden.
Lassen Sie mich als Christ ergänzen:
Liebe Brüder und Schwestern, versündigt Euch nicht.
Es sind schon zu viele unschuldige
Menschen für den Mammon ermordet worden.
Zweitens und damit will ich schließen,
ist es doch bei aller Tragik des, wie ich meine, deutlich genug Gesagten sehr
schön, dass die Verantwortlichen, die ich genannt habe, sich bei uns ebenso wie
ein Vorstandsvorsitzender in der Wirtschaft nicht auf ihre hohe Position
verlassen können, dass auch Minister und Generäle durchaus, wenn die öffentliche
Empörung wächst, möglicherweise mit Strafe rechnen müssen - im Fall des Dritten
Reiches noch heute - und dass Leute, sogar Soldaten wie ich, frei ihre Meinung
sagen können, auch wenn dies gewissen Leuten mit Nähe zur NATO bekanntlich
nicht immer gefällt. In Russland wäre ich bei vergleichbarer Kritik am
Tschetschenien-Krieg, der ja nicht besser ist, vermutlich mit etwas Polonium
angereichert, in China möglicherweise querschnittsgelähmt, in den USA und der Türkei
wohl im Gefängnis und so weiter. Hier kann ich offen reden, auch wenn das
bisher noch nicht auf das nötige Gehör gestoßen ist, und bekomme sogar von
meinen Vorgesetzten in München Unterstützung, die sich damit mutig gegen das
Ministerium stellen. Sie tun das nicht ohne Grund. Und auch das
Bundesverwaltungsgericht hat mir nicht ohne Grund zugestimmt. Sie werden das
hier alle auch nachvollziehen können. Ich vertraue darauf, dass die Justiz den
Rechtsstaat und die Friedenspflicht weiter hochhalten, den Gesetzesbruch so
nicht hinnehmen wird. Ohne öffentliches Interesse geht es aber nicht. Ich danke
daher neben dem DARMSTÄDTER SIGNAL vor allem auch den Medien, die darüber
berichten, besonders der taz und der Jungen Welt und natürlich ganz besonders
der Internationalen Liga für Menschenrechte und der Offenen Kirche. Ich danke
hier und heute nun auch Ihnen, dass Sie das bestimmt nicht für sich behalten
werden. Wenn die Soldaten sich weigern, an Eroberungszügen mitzuwirken und die
breite Bevölkerung ihnen dabei den Rücken stärkt, wird sich die Pflicht zur
Mitwirkung an der Welteroberung nicht festschreiben lassen und es wird eines
Tages auch in der Praxis kommen, was wir auf dem Papier ja durch die letzten
Kriege schon haben: die Pflicht zur Friedenswahrung.
In diesem Sinne, Herr Benedikt
Schirge, hier eine weisse Rose zur Erinnerung sowie die versprochenen Belege.
Ihnen allen vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre Hilfe.
Bleiben Sie sauber und frohe Ostern!
Florian Pfaff,
Fretzdorf 08.04.2007